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0.i.H. e.V. c/o Michael Kaufmann, Fischers Allee 46, 22763 Hamburg
Herrn
Dr. Matthias Psczolla
Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin
Obere Rheingasse 3
56154 Boppard

Osteopathen in Hamburg e‚V. c/o Michael Kaufmann
Fischers Allee 46
Hamburg 22763
www.osteopathen.hamburg.de
Mail: osteopathen.ev@hamburg.de
Ihr Schreiben vom 6.Januar

28.04.15

Sehr geehrter Herr Dr. Psczolla,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 10.04.2015.

Da wir eine völlig diametral zu Ihren Vorstellungen stehende Auffassung von Osteopathie vertreten, sind die Bemühungen Ihre Position zu verteidigen für uns nicht nachvollziehbar.

Leider sehen wir keine Chance für einen konstruktiven Dialog, eine veränderte Sichtweise ist von keiner Seite zu erwarten.

Im Übrigen ist die Bezeichnung „osteopathisches Verfahren“ sinnentleert und kann Ihr manualtherapeutisches Projekt nicht aufwerten.

lm Qualitätsmanagement bedeutet Verfahren eine festgelegte Art und Weise, eine Tätigkeit oder einen Prozess auszuführen. Osteopathie und Verfahren wäre die Quadratur des Kreises, sie können keine Symbiose bilden.

Die Osteopathie ist hinreichend national wie international definiert. Sie ist für Deutschland auch rechtlich als Heilkunde und nicht als Heilmittel reguliert.

Die Definition von Osteopathie ist allerdings deutlich komplexer und damit komplizierter als die Definition der Manuellen Medizin- Chirotherapie.

Die Kernfrage ist keineswegs der Umfang an Ausbildungsstunden und die Anzahl an Behandlungsgriffen. Der Unterschied zur manuellen Therapie/Medizin und damit die Bereicherung für den Patienten ist der salutogenetische Ansatz in der Osteopathie.

„Die Osteopathie ist gleichzeitig Wissenschaft, Kunst und Philosophie…“ so beginnt eine bekannte Definition von H.M.Wright.

Diesen Ballast wollen Sie über Bord werfen und die Osteopathie verfahrenstechnisch vereinfachen auf einige zusätzliche Handgriffe als Erweiterung der manuellen Medizin.

Sie verkennen, dass dieses Andere in der Osteopathie die Patienten anspricht, die zunehmend unzufrieden sind mit Ihrem „bewährten Verfahren“.

Des Weiteren verkennen Sie, dass Ihr bewährtes System massenweise Physiotherapeuten in die osteopathische Ausbildung treibt. Das Delegationsverfahren und die Heilmittelbudgetierung können erfahrene und bestens ausgebildete Physiotherapeuten nur frustrieren.

Anstelle zu akzeptieren, dass der Erfolg der Osteopathie zeigt, dass sie für die Behandlung von Funktionskrankheiten eine Bereicherung in unserem Gesundheitssystem darstellt, stellen Sie die falschen Fragen und geben die falsche Antwort. Sie beleuchten die Entwicklung der Osteopathie als standespolitisches Problem, als wolle Ihnen jemand die Butter vom Brot nehmen. Sie können nicht akzeptieren, dass Ihr bewährtes System Bereiche offen lässt, für die die Komplementärmedizin wie die Osteopathie hervorragende Lösungsansätze bietet.

Sie setzten mit dem „o.V.“ keinen neuen wichtigen Impuls zur Veränderung in diesem tradierten System sondern sie versuchen mit Marktkontrolle Ihre Position zu erhalten.

Diese anachronistische Position wird nicht nur von dem Erfolg der Osteopathie in Frage gestellt sondern auch von einer modernen Physiotherapie (vgl. Positionspapier der AG Gesundheit der CDU/CSU-Bundestagsfraktion).

Dabei diskreditierten Sie sich insbesondere gegenüber der umfänglich ausgebildeten osteopathischen Ärzteschaft und scheuen sich nicht die Definition der Osteopathie durch die WHO und damit auch die Benchmarks zur osteopathischen Ausbildung als Betriebsunfall zu bezeichnen.

In der weltweiten osteopathischen Gemeinde wird Ihr Verfahren ein Kopfschütteln hinterlassen.

Die Osteopathie ist keine geschlossene Gesellschaft. Mit dem Respekt vor den Prinzipien, die von Dr. A.T. Still begründet wurden, hat sie sich bis heute weiterentwickelt.

Wird sie allerdings filetiert und in ihren Einzelteilen verramscht um standespolitische und merkantile Ziele durchzusetzen, ist der nötige Respekt verloren gegangen.

Fachlich gesehen hat die Osteopathie von Ihrem „o.V.“ nichts zu befürchten, berufspolitisch betrachtet bleibt es ein Ärgernis.

Eine anfängliche Verwirrung und Verunsicherung der Patienten, die im Glauben Osteopathie zu bekommen beim „o.V.“ landen, wird auf Dauer zu neuen Patienten für die Osteopathie führen.

In diesem Sinne werden Sie sich selbst gegenüber kontraproduktiv sein – Sie haben sich im wahrsten Sinne des Wortes osteopathisch verfahren.

Mit freundlichem GruB

Michael Kaufman L.

Vorsitzender Osteopathen in Hamburg e.V.