„Osteopathie ist eine Philosophie, eine Wissenschaft und eine Kunst“.

So wurde 1953 Osteopathie vom „Committee on Osteopathic Principles“ in Kirksville, dem ersten osteopathischen medizinischen College in den USA, definiert.

Weiter heißt es: „Zur Philosophie der Osteopathie gehört das Konzept, dass Struktur und Funktion des Körpers eine Einheit bilden, sowohl im gesunden wie im kranken Zustand. Zur Wissenschaft der Osteopathie gehören Chemie, Physik und Biologie – alles, was mit dem Erhalt der Gesundheit, der Prävention, Heilung und Linderung von Krankheit zu tun hat. Die Kunst der Osteopathie besteht im Umsetzen dieser Philosophie und Wissenschaft in der Anwendung der osteopathischen Medizin (…)“

„Gesundheit basiert auf der natürlichen Fähigkeit des menschlichen Organismus schädlichen Einflüssen in der Umgebung zu widerstehen, oder sie zu bekämpfen, bzw. ihre Folgen zu kompensieren; dem normalen Stress des Lebens mit ausreichenden Reserven widerstehen zu können, und ebenso gelegentlichen ernsthaften Stresssituationen (…)“

„Krankheit beginnt da, wo diese natürliche Fähigkeit eingeschränkt ist oder wo schädliche Einflüsse zu überwältigend sind (…) Die Osteopathie erkennt an, dass viele Faktoren diese Kapazität und natürliche Tendenz zur Selbstheilung stören können und dass zu den wichtigeren Faktoren lokale Störungen oder Dysfunktionen des Bewegungsapparats gehören (…). ”[I]

Das Bindegewebe des ist Körpers kein leeres „Packmaterial“.

„Osteopathinnen und Osteopathen beschäftigen sich seit jeher intensiv mit der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers. Sie wissen, dass das Bindegewebe des Körpers kein leeres ‚Packmaterial‘, sondern ein höchst intelligentes Organ ist. In seiner Matrix, seiner Grundsubstanz, treffen das vaskuläre, lymphatische und Nervensystem aufeinander. Hier wird die Umgebung geschaffen, die alle Körperzellen brauchen, um gesund zu leben, und hier werden Nährstoffe, Sauerstoff und Abfallprodukte transportiert“[II].
„Beeinflusst von verschiedenen Faktoren kann die Grundsubstanz des Bindegewebes mehr oder weniger Wassermoleküle einbinden, also sich entweder in einem durchlässigeren, mobileren und gesünderen Soll-Zustand befinden, oder in einem visköseren Gel-Zustand. Abhängig von der Größe und Richtung einer erlebten Kraft kann diese Matrix im Gel-Zustand auch ein mechanisches Trauma speichern, was man als Gewebserinnerung interpretieren könnte“[III].

A.T. Still, der Begründer der Osteopathie schreibt: „Die Faszien sind der Ort, an dem nach der Ursache für Krankheiten gesucht werden muss und wo man die Behandlung beginnt.“ [IV]

So arbeiten Osteopathinnen und Osteopathen mit verschiedensten manuellen Annäherungen, die sich innerhalb der Osteopathie seit Zeiten des Begründers entwickelt haben, an den Faszien, diesem intelligenten Organ – sei es im Bereich der Muskeln und Knochen (so genannte parietale Osteopathie), im Bereich der Organe und Organkapseln (so genannte viszerale Osteopathie)  oder des Kopfes und des zentralen Nervensystems (auch kraniosakrale Osteopathie genannt). Besondere Bedeutung wird dabei immer wieder der Rolle der Zirkulation für ein gesundes Gewebe gegeben; die arterielle Zirkulation, die lymphatische und venöse Dränage und die Zirkulation des Hirnwassers, das unser zentrales Nervensystem ‚bewässert‘, werden bei der Behandlung soweit möglich, direkt oder indirekt optimiert, um eine gesunde Zellumgebung zu unterstützen.

[I] An interpretation of the osteopathic concept. Kirksville College of Osteopathy and surgery. J. Osteop. 1953
[II] Ingber D: The architecture of life
[III] Lee, P:Interface- mechanisms of spirit in osteopathy.  2005 Stillness Press, Portland, Oregon
[IV] Still A: Philosophie der Osteopathie, Still- Kompendium S.204, Jolandos 2002, Pähl.